Was wir von den Coquille Indianern lernen können…

Lautes Gelächter, Ahs, Ohs, rote Gesichter, Erstaunen und Jugendliche, die sich bei einigen Beiträgen kaum mehr auf ihren Stühlen halten können. Der Kabarettist Timo Becker, alias Malte Anders, forderte die SchülerInnen der achten Klassen der Rudolf-Koch-Schule in seiner kabarettistisch-multimedialen Show heraus und auf, sich selbst zu überprüfen: Gay Bomben des US-Militärs, schwule Soldaten, rosa Überraschungseier, Homosexualität unter Tieren, Statistik, Quiz zu Homosexualität in Sport und Medien und eigene Erfahrungen als homosexueller Mann mit Oma Else, seinen Klassenkameraden und seinem heterosexuellen Freund Bilal. Ein Potpourri an Szenen und Beiträgen bietet Becker an, die in verschiedene Kapitel eingebettet werden, die beim Thema Homosexualität immer wieder beansprucht werden: von Biologie, Genetik über Statistik bis hin zu dumpfen Vorurteilen. Becker muss nichts übertreiben und erhöhen. Die Darstellung der unterschiedlichen Facetten sexueller Orientierung gepaart mit den Vorurteilen und Tabus in den Köpfen entlarvt und führt dazu, dass der Mensch über sich selbst lacht. Seine authentische Ausstrahlung als klar bekennender schwuler Mann tut sein Übriges.
Der Fachbereich Politik und Wirtschaft hat sich bewusst dafür entschieden, das Homologie-Theater von Timo Becker im Rahmen des SoR-Tages ("Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage") zum zweiten Mal zu engagieren, um aufzuklären und aufzurütteln. Am 16. November 2017 von der ersten bis zur sechsten Stunde wurden die rund 100 SchülerInnen auf das Thema vorbereitet, unterhaltsam herausgefordert und durften nach der Show Fragen stellen. Das Interesse war überwältigend, die Stimmung gelöst und endlich durften Fragen gestellt werden, die man schon immer beantwortet haben wollte. Die positive Energie war förmlich zu fühlen. Genau das meinten die Coquille Indianer als sie von Respekt und Gemeinschaft sprachen. Was haben die Coquille Indianer aus dem südlichen Oregon damit zu tun? Nichts und doch alles. Sie hatten bereits vor der Besiedlung Amerikas durch Europäer erkannt, dass nur Respekt und Zusammenhalt zu einer starken Gemeinschaft führen. Heiraten durfte jedes Stammesmitglied, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Das galt jedoch nur so lange, bis die Einwanderer kamen und die Homosexualität verboten. Und heute? Heute sind sie wieder Vorreiter, indem sie sich auf alte Werte besonnen haben. Sie haben die Ehe von homosexuellen Paaren erlaubt, obwohl dies in Oregon verboten ist. Leider nicht nur dort. Jüngste Entwicklungen in der Türkei zeigen, dass die Menschen sich nicht auf erkämpften Rechten und Moralvorstellungen ausruhen dürfen.

Sicher sind mit der einmaligen Beschäftigung mit der Thematik nicht alle (Vor-)Urteile umgestoßen, jedoch hilft es, bei der nächsten Gelegenheit das Gegenüber nicht sofort wieder als "schwul" verunglimpfen zu wollen.  Die Rudolf-Koch-Schule wird ihr Selbstverständnis bewahren.


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