Auf der Greifswalder Straße
Rudolf, der Gemüsehändler (Mert Sahin) bekommt Besuch (Kristina Abramovic und Rabia Eyvaz)
Zum Autor: Roland Schimmelpfennig, geboren 1967, gilt als der âführende deutsche Dramatiker â (Frankfurter Rundschau). Er wirkte als Journalist, studierte Regie an der Otto-Falkenberg-Schule in München und arbeitet seit 1996 als freier Autor. Er übernahm Auftragsarbeiten an nahezu allen bekannten deutschsprachigen Bühnen. Am Frankfurter Schauspiel entstand z.B. die musikalische Beatlesadaption âDas weiße Albumâ, wozu Roland Schimmelpfennig die deutschsprachigen Texte schrieb.
Zum Stück: âAuf der Greifswalder Straßeâ wurde 2006 für das Deutsche Theater in Berlin geschrieben und von dem Regisseur Jürgen Gosch auf die Bühne gebracht. Schlagartige Szenen (Short Cuts) ergeben ein Stadtpanorama mit großer Strahlkraft und geheimnisvollen Bezügen. Gleich am Anfang die Prophezeiung: âIch bin hier um dich zu warnen, Rudolf. Nimm dich in acht vor dem langen Mädchen. Nimm dich in acht vor der Giraffe.â 24 Stunden bleiben Rudolf. Der Satz wird in seinem Kopf bleiben und seine irritierende Wirkung entfalten. âDie Sonne scheint am Himmel still zu stehen, für alle. Der Motor läuft, gerät ins Stottern und setzt mitunter aus. Die Alltäglichkeit hat einen Riss.â (zit. Nach der Verlagsankündigung des S. Fischer Verlags).
Für unsere Gruppe ist dieses Stück eine große Herausforderung. Zwar bieten die vielen Rollen jeder Darstellerin und jedem Darsteller die Möglichkeit, eine Rollenidentität aufzubauen, es bleibt aber die große Aufgabe, die vielen Bezüge und auch Stilmittel der Vorlage in eine für uns spielbare Fassung umzuwandeln. So haben wir die schnellen scharfen Schnitte abgemildert, indem wir einzelne Miniszenen zusammengeführt und die üppige Textvorlage auf zentrale Geschichten reduziert haben.
Ein Grundmotiv von Roland Schimmelpfennigs Theaterstücken, so wie es der Theaterkritiker Peter Michalzik im Folgenden beschreibt, wird dadurch umso sichtbarer: âDie Beziehungen scheitern in dieser Welt, weil die Personen immer an sich scheitern, weil sie, in dem Moment, in dem sie handeln, nicht wissen, wer sie sind.â